Systemische Psychotherapie
Wodurch unterscheidet sich die „Systemische Psychotherapie“ von den verhaltenstherapeutischen Verfahren?
Der systemische Denkansatz geht davon aus, dass Menschen in ihren jeweiligen Bezugssystemen (Familie, Beruf, Freunde, Schule etc…) völlig unterschiedliche Rollen einnehmen. Der Mensch im Kontext seiner Familie wird sich beispielsweise anders verhalten als derselbe Mensch im Kontext seines Arbeitsumfeldes. Wünsche und Hoffnungen, aber auch Ängste und Erwartungen an die jeweiligen Umwelten beeinflussen das menschliche Verhalten entscheidend. Daher ist es aus systemischer Sicht wichtig, die Wirkung des Umfeldes bzw. das Problemsystem (z.B. die Familie) in den Fokus der Beratung zu rücken und nicht nur auf der Verhaltensebene beraterisch tätig zu sein. Eine weitere wichtige Annahme des systemischen Ansatzes ist es, dass die neu entstandene veränderte Wahrnehmung und Haltung eines Einzelnen sich auch verändernd auf die übrigen Mitglieder des Bezugssystems auswirken wird. Aus diesem Grund kann eine Paar – oder Familientherapie auch mit nur EINER Person durchgeführt werden, denn die positiven Auswirkungen wird das ganze (Familien- oder Paar-) System spüren und dabei selbst eine veränderte Sicht-, Wahrnehmungs- und Verhaltensweise einnehmen.
Alle beteiligten Personen eines Problemsystems erzeugen ihre eigenen Wahrheiten und Wirklichkeiten. Da diese teilweise erheblich voneinander abweichen und die Standpunkte der Menschen grundverschieden sein können, entstehen oft verheerende Konflikte. Ein und dasselbe Streitthema kann in einem Strudel sich ständiger wiederholender Muster umherkreisen, aus dem keiner der Beteiligten herauszufinden weiß.
Berücksichtigung aller beteiligten Personen
In der systemischen Psychotherapie wird zunächst einmal das Problem unter Berücksichtigung aller beteiligten Personen – ob anwesend oder nicht – beschrieben. Nun wird das Systemverhalten beobachtet: Wann ist das Problem da, wann nicht? Wie war es früher, wann hat es begonnen? Welche Mechanismen sind am Werk, um das Problem entstehen zu lassen? Eine sorgfältige Einkreisung des Problems unter Berücksichtigung entstandener Muster, biographischer Prägungen, eigenen Wünschen und Vorstellungen ist sehr hilfreich für den Prozess der Problemsteuerung und –bearbeitung. Viele Glaubenssätze können hier schon kritisch überprüft werden: Der größte Irrglaube der Menschheit besteht darin, zu denken, dass die eigene Sichtweise die einzig richtige ist.
In den systemischen Sitzungen, die mit einer oder mehreren Personen durchgeführt werden, erlebt man immer wieder spannende Momente des Erkenntnisgewinns, des Umdenkens und Umdeutens und das stetige Herantasten an Lösungen, die für alle Beteiligten zufriedenstellend und befreiend sind.
Mit der systemischen Psychotherapie können Depressionen, Burnout, Suchtprobleme, Schulkonflikte, Ehekrisen, Schwierigkeiten im beruflichen Umfeld und vieles mehr behandelt werden.
Da die Sitzungen sehr erlebnisintensiv und tiefgreifend sind, reichen oft schon wenige Termine, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und Klarheit zu erlangen.